Letzte Änderung: 9.5.04 |
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Wind-Grundmuster | welches Muster | Strategien | zusätzliche Faustregeln |
von Ruedi Moser
Um von Winddrehern profitieren zu können, musst du dir über deren, in 'Der Dreh mit dem Wind 1' beschriebenen Auswirkungen im Klaren sein und musst lernen, die Muster, die ihnen zugrunde liegen, zu erkennen und zu beurteilen. Das tönt kompliziert, ist aber eigentlich nur halb so wild.
a) oszilierender Wind
Der Wind pendelt in gewissen Zeitabständen um eine Mittelrichtung. Diese können Sekunden, aber auch Minuten sein. Je kürzer sie sind, desto schlechter lassen sich die Dreher ausnutzen. Sind sie sehr lang, ist es schwierig, sie vor dem Rennen festzustellen.
b) permanenter Dreher
Der Wind dreht allmählich oder plötzlich auf eine neue Richtung. Aufgrund einer bestimmten Wetterlage kann man auf einen bevorstehenden Dreher schliessen. (Aufziehende Wolken, Gewitterherde, beginnende / abflauende Thermik).
c) Windbiegungen
Diese Windrichtungsänderungen werden von geografischen Gegebenheiten hervorgerufen. Sie treten in Ufernähe und daher auf unseren kleinen Seen sehr häufig auf. Sie sind leichter vorherzusagen und im Gegensatz zu beiden anderen Typen sehr zuverlässig: Sie verändern sich nicht im Verlauf des Rennens!
Ablandiger Wind dreht auf dem Weg aufs offene Wasser hinaus in einem Bereich von 1 bis 5 Kilometer nach rechts. In Ufernähe finden wir also eine Windbiegung. | |
Darum: Liegt die Luvboje nicht weiter als 5 km vom Ufer entfernt, ist es wegen der zu erwartenden Windbiegung vorteilhaft, die letzte Annäherung von links zu machen! | |
! Übrigens: Dies ist für die nördliche Hemisphäre richtig; für die südliche Hemisphäre alles seitenverkehrt ! |
Diese drei Windmuster treten in der Realität natürlich häufig kombiniert auf, was die Beurteilung dann um einiges kniffliger macht. Zum Glück kommt der oszilierende Typ aber mit Abstand am häufigsten vor, allenfalls noch kombiniert mit einer Windbiegung.
Am besten kannst du ein Windmuster erkennen, wenn du vor dem Start einige Zeit im Regattagebiet segelst. Du sammelst Winddaten:
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Kreuze über längere Zeit auf dem gleichen Bug und merke dir die Kompasskurse, evtl. musst du sie auch aufschreiben. Aufgrund dieser Daten wirst du bald feststellen, um welches Windmuster es sich handelt. |
Die Methode, sich die Amwind-Kurse zu merken, hat gegenüber dem In-den -Wind-schiessen den Vorteil, dass die Daten während des Rennens ohne Rechnerei verwendet, überprüft und weitergesammelt werden können. Denn mit dem Start darf die Windbeobachtung auf keinen Fall zu Ende sein.
Bei oszillierendem Wind kannst du herausfinden:
Vor dem Start solltest du zum Beispiel etwa folgendes sagen können:
Der Wind pendelt an Böen gekoppelt etwa alle zwei Minuten. Der Stb-Mittelkurs ist etwa 260°, ein guter Lift 275°, bei 255° wende ich.
Das Gleiche solltest du auch für den Bb-Bug wissen.
Dreht der Wind gegen den Bug, bekommst du den Wind 'auf den Kopf', wir sprechen von einem Header. Dreht der Wind vom Bug weg, kannst du höher fahren, wir sprechen von einem Lift. Ein Header für ein Stb-Boot ist für ein Bb-Boot ein Lift und umgekehrt. |
Handelt es sich um einen permanenten Dreher, stellen sich folgende Fragen:
Ein permanenter Dreher vollzieht sich häufig über eine begrenzte Zeitdauer. Es ist der Übergang von einer Windsituation in eine andere. Stellt man schon vor dem Start fest, dass der Wind kontinuierlich zu drehen beginnt, hält das kaum über das ganze Rennen an. Man darf nicht verpassen, sich auf die neue Situation einzustellen, wenn es nicht mehr weiter dreht! Am Meer, bei Seebrise, dreht der Wind im Tagesverlauf kontinuierlich nach rechts (mit der Sonne), was auf unseren Seen aber kaum zum Tragen kommt.
Wenn du Windbiegungen feststellst, musst du unbedingt herausfinden, wo genau sie wirksam werden:
Immer auf dem gelifteten Bug! | Timing der Wende | ||
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Wenn immer möglich solltest du auf dem gelifteten Bug segeln! Bleibe dabei möglichst in der Mitte des Kurses, denn je näher du den Anliegelinien zur Boje kommst, desto mehr ist deine Freiheit, bei einem Header zu wenden, eingeschränkt. Für den langfristig grössten Gewinn ist der Zeitpunkt der Wende wichtig: Für das richtige Timing ist es von Vorteil, wenn der Vorschoter den gesegelten Kurs im Verhältnis zum Mittelkurs angibt. 10° über dem Mitttelkurs heisst dann 'plus 10', 5° darunter 'minus 5'. Muss man bei 'plus 10' 5° abfallen, ist man immer noch 'plus 5'. Also noch kein Grund zur Wende! Du befindest dich immer noch auf dem gelifteten Bug! Am besten wendet man, wenn man in den Minusbereich fällt, nicht eher. Warte aber auch nicht bis 'minus 10'! Man sähe zwar kurzzeitig sehr gut aus, aber längerfristig verschenkt man so Boden. |
In der Nähe der Boje kann man den letzten Dreher behandeln wie einen permanenten Dreher: Der Wind hat keine Zeit mehr zurück zu drehen, bevor man um die Boje ist!
Diese Art von Drehern muss man total anders angehen! Segle unbedingt zuerst in Richtung des neuen Windes. Wie weit hängt davon ab, wie schnell und wie weit der Wind drehen wird. Pass auf, dass du auf keinen Fall ausserhalb die Anliegelinien gerätst, wenn der Wind noch weiter dreht! |
Aufgepasst vor dem Wind: Du erinnerst dich, auf dem Vorwinder gilt es, auf der tiefsten Leitersprosse zu landen. Darum heisst die Faustregel hier: Segle zuerst den Schlag, der vom nächsten Dreher wegführt! | |
Rot macht es richtig: auf dem Vorwinder auf die tiefste Sprosse! |
Windbiegungen kann man gleich angehen wie permanente Dreher. Der Unterschied liegt darin, dass sie immer wieder gleich auftreten und dadurch ein sicherer Wert sind. Segle zuerst in Richtung des Drehers. Das geht dir anfänglich sicher gegen den Strich, denn du segelst offensichtlich in einen Header! Die Ernte kommt aber nach der Wende! Den optimalen Zeitpunkt der Wende zu finden, ist diffizil. Häufig entscheiden wenige Meter darüber, ob man voll von der Biegung profitieren kann oder ob die Konkurrenten, die noch kurz weitergefahren sind, noch höher ziehen können. Nötigenfalls halt nochmals wenden, um die Position zu halten. |
Über all die Dreher darf man aber nicht vergessen, dass Schwankungen in der Windstärke auch zu berücksichtigen sind. Je stärker diese sind, desto mehr Einfluss haben sie.
Langweilig wirds bestimmt nie mehr!
Header oder nicht? Fährst du aus einer Böe in weniger Wind hinein, werden die Fäden am Fockvorliek einen Header anzeigen. Du musst ein Stück abfallen. Lass dich dadurch nicht zu einer Wende verleiten! Der scheinbare Wind fällt vorübergehend vorlicher ein, weil das Boot relativ zur neuen Windstärke noch zuviel Tempo hat. Sobald sich die Bootsgeschwindigkeit angepasst hat, kannst du wieder den ursprünglichen Kurs steuern. |
Ist der Wind stark oszilierend, halte dich unbedingt in der Mitte des Kurses. So kannst du jederzeit auf die Dreher reagieren, ohne in Gefahr zu laufen, ausserhalb der Anliegelinien zu landen.
Bist du mit den pendelnden Winddrehern im Takt, nimm auch kurzzeitig Abwind in Kauf oder passiere andere Boote am Heck, statt zu unterwenden, um im Rhythmus zu bleiben.
Versuche nach dem Start und jeweils nach der Leeboje möglichst schnell die dem Windmuster entsprechende Strategie umzusetzen. Versuche in böigem Wind nicht ein anderes Boot nachzuahmen. Du musst deinen optimalen Weg, mit dem Wind, den du hast, segeln.
Meide bei Leichtwind die Mitte des Feldes. An den Rändern hat es mehr Wind. Dreher zu segeln ist dann sekundär.
Jedes Boot hat eine optimale Wendefrequenz: Wendest du zuviel, kommst du, obwohl immer geliftet, nicht vom Fleck.
Markiere auf dem Baum mit + und -, wie sich die Kompasszahlen bei einem Lift verhalten. Das + steht für grösser werdende Zahlen, wenn du anluven kannst, das - für kleiner werdende auf der anderen Seite. Erspart etwas Gedankenarbeit und Unsicherheit, wenns mal eng zugeht ... .