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Taktik, Technik, Trimm und Tricks

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An den Bojen passiert's ...   aus Gazette 3-93

von Ruedi Moser

Nirgends während einer Regatte können von einem Augenblick zum anderen so viele Plätze gewonnen oder verloren werden wie an einer Boje. Mit einigen taktischen Kniffen kannst du dich häufig besser aus der Affäre ziehen.

Luvboje

Die letzten Meter davor sind kritisch. Es ist von Vorteil, die letzten paar Bootslängen auf Bb-Bug zu absolvieren. Das gibt dir Zeit, den Spi perfekt vorzubereiten. Kommst du hingegen direkt auf Stb-Bug an, musst du mindestens eine 180° Drehung vollführen, was vergleichsweise langsam und überdies riskant ist (vom Stb-Bug um die Boje hat man sehr beschränkte Rechte / RR 18.3).

Schwarz sollte versuchen, durch tiefes, schnelles Segeln, Weiss in seine Abdeckung zu bringen, damit er zurückfällt und an der Boje keinen Raum verlangen kann.

Schwarz sollte abfallen, damit Weiss nicht unterwenden kann, sondern hinten passieren muss.

Für Schwarz ist es geschickter, nochmals zu wenden und Überhöhe in Kauf zu nehmen, statt in den starken Abwinden der vorausliegenden Boote zu versauern und Gefahr zu laufen von hinten auch noch überholt zu werden. Schwarz hat nachher die Möglichkeit, unter Spi alle zu überlaufen.


häufige Fehler:


Halsen oder nicht halsen ...

Geht es nach der Luvboje auf den Vorwinder musst du dich vor der Boje entscheiden, auf welcher Seite der Spi gesetzt werden soll:

Für Gybe-Set:

  • Bb-Bug war kurz vor der Boje geliftet (Rechtsdreher).
  • rechte Seite der Kreuz war bevorteilt (dann ist dies meistens auch die bessere Seite für den Vorwinder)
  • spätere Innenposition an der Lee-Tonne
  • mehrere Boote als dichte Verfolger

Gegen Gybe-Set:

  • Du musst allen Booten, die noch auf der Kreuz sind, ausweichen.
  • grosse Drehung um die Boje bremst das Boot, Spimanöver schwieriger

Das konservative Abfallen plus Spi setzen ist unverfänglicher, wenn nichts für den Gybe-Set spricht.
Mach den Spi schon ein paar Bootslängen vor der Tonne bereit. Aber aufgepasst bei viel Wind: Es besteht die Gefahr, dass der Spi aus dem Sack geblasen wird.
Unterstütze das Boot mit den Segeln und dem Crewgewicht beim Abfallen (Gross fieren, Fock nur wenig fieren, Vorschoter bleibt im Trapez, Boot flach).


Halseboje

Der Zweilängenkreis ist relativ: bei wenig Wind sind es bei Fireballs 10m, bei 5 Bft. sind es mehr!
Hast du eine Innenüberlappung hergestellt, versuch mit allen (legalen) Mitteln sie zu halten. Teile deinen Anspruch auf Raum an der Boje frühzeitig mit, damit keiner auf die Idee kommt, dich zu behindern.
Es ist sehr kritisch, eine Innenüberlappung in letzter Sekunde herzustellen! RR 18.2c sagt deutlich:'Gibt es berechtigte Zweifel, ob ein Boot eine Überlappung rechtzeitig hergestellt oder gelöst hat, ist anzunehmen, dass es das nicht tat.' Der Schaden ist häufig grösser als der potenzielle Nutzen!


Für eine optimale Rundung muss die Boje weit angefahren und nah passiert werden. Die Halse wird idealerweise schon vor der Boje erledigt, so dass kein Raum für andere Boote zwischen dir und der Boje entsteht.

Schwarz darf, obwohl es keine Innenposition hat, in die entstandene Lücke an der Boje fahren.     Aber aufgepasst: Schwarz holt für die Rundung aus. Weiss hat kein Recht, Raum zu verlangen!
   

Leeboje

Erstes Ziel ist es dort, sich in eine optimale Ausgangsposition für die folgende Kreuz zu manövrieren. Es lohnt sich, für eine Innenposition zu kämpfen. Gelingt dies nicht, ist aber dennoch nicht alles verloren:

Einem Boot mit Innenposition muss nur Raum zum Runden gegeben werden. Es kann nicht Platz für eine 'taktische Rundung' verlangen.
Mit einer taktischen Rundung mit Ausholen lässt sich mehr Schwung auf die Kreuz mitnehemen als bei einem kleinen Radius.

Musst du nicht noch eine Überlappung konsolidieren oder verhindern, nimm den Spi frühzeitig herunter. Was du dadurch verlieren könntest, ist minimal, verglichen mit einem erst halb geborgenen Spi bei der Bojenpassage und einem zusammenpackenden Vorschoter, der eigentlich schon lange an den Draht gehörte.

Fährt ein Verfolger hart an deinem Heck, gib ihm keine Gelegenheit seinen Bug zwischen dich und die Boje zu schieben. Presse gleich nach der Rundung ein bisschen Höhe. Dadurch verhinderst du, dass der Verfolger gleich wenden kann und du zwingst ihn in deiner Abdeckung zu fahren. Zudem erhältst du die Möglichkeit, selbst jederzeit zu wenden. Aber aufgepasst: Bremse dein Boot nicht zu stark, sonst besteht die Gefahr, dass die Verfolger mit Schwung im Lee passieren!

Bist du ein äusseres Boot, ist es besonders wichtig, eine taktische Rundung zu fahren. Dadurch hast du die Chance, knapp hinter deinen Kontrahenten, dafür leicht im Luv, an die Kreuz zu gehen.




Im Prinzip hast du an der Leeboje 3 Möglichkeiten: Welche für dich die Richtige ist, bestimmt deine Strategie. Die sollte schon lange vor der Boje klar sein:

  1. Wenn die linke Seite der Kreuz bevorteilt ist. Du bist sofort frei von Abdeckungen. Nachteile: Du musst unter Umständen mit wenig Fahrt im Boot wenden. Weiter gerätst du ins Kabbelwasser und in turbulenten Wind, verursacht durch die ankommenden Boote.
  2. Macht das Boot vor dir keine optimale Rundung, ist für dich alles drin. Du kannst die Nachteile von 1. ausschalten, indem du kurz wartest mit der Wende und zurst beschleunigst oder du kannst frei weiter fahren.
  3. Wenn die rechte Seite der Kreuz stark bevorteilt ist und ein Pulk vor dir gerundet hat und alle Höhe stehen, kannst du diese Variante wagen. Erfolgversprechend ist sie vorallem bei Leichtwind. Lass den Spi so lange wie nur möglich stehen. Durch diese Fahrweise verlierst du sehr viel Höhe. Um diese wieder wettzumachen, muss die rechte Seite wirklich stark ziehen!

Das Ziel

Es ist sehr frustierend, auf den letzten Metern vor dem Ziel noch Plätze zu verlieren. Damit dies nicht so leicht passiert, hier ein paar taktische Kniffe:

Die Ziellinie liegt in den allermeisten Fällen schief zum Wind, häufig sogar beträchtlich. Ein Ende ist darum zwangsläufig näher. Dieses gilt es anzusteuern! Je weiter entfernt von diesem Ende du die Linie kreuzst, desto mehr Zeit und Weg lässt du liegen.

Aber wie findet man heraus, welches das nähere Ende ist?

Halte dich bei der Annäherung im Dreieck, gebildet aus den Anliegelinien zu jedem Ende, auf. So kommst du am nächsten zur Ziellinie, ohne dass Gefahr besteht, ein Ende zu überstehen.

Im Schnittpunkt S kannst du leicht entscheiden, welches Ende das nähere ist.

Je nach Lage der Ziellinie fällt die Entscheidung für die Seitenwahl unterschiedlich aus.

Hast du entschieden, welches Ende bevorteilt ist, kümmern dich nur noch die Anliegelinien zu dieser Tonne (oder diesem Boot).

In einem engen Kampf ist es von Vorteil, am Schluss auf Bb-Bug zu fahren, um Wegrecht zu haben. Wird es ganz knapp, kann man im letzten Augenblick die Ziellinie durch scharfes Anluven 'schiessen'.

Überfahren die meisten führenden Boote die Linie auf Stb-Bug, ist wahrscheinlich die Bb-Seite der Ziellinie bevorteilt (Die Boote kreuzen die Linie möglichst rechtwinklig!).

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