Letzte Änderung: 9.5.04 |
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von Ruedi Moser
Gurgel, gurgel, schlürf, schlürf ... Hilfe! Die Schwertlippe ist ab! Ereilt mich jetzt das Schicksal der 'TITANIC'? Rette sich wer kann! -- Don't panic! Im Normalfall schwimmt die Kiste auch vollständig vollgelaufen, vorausgesetzt, die Tankdeckel sind halbwegs dicht. Deine Überlebenschancen sind also intakt!
Schwertlippen geben manchmal den Geist auf, plötzlich. Oft gibt es aber untrügliche Anzeichen für das bevorstehende 'freudige' Ereignis. Vibrationen und unanständige Laute aus der Gegend des Schwertkastens lassen Böses erahnen. Eine regelmässige Kontrolle an Land hilft, nasse Füsse und noch mehr Ärger zu vermeiden.
Die Schwertlippen haben die Aufgabe, den Schwertkasten bei abgesenktem Schwert möglichst gut abzudichten:
Unsere ersten Schwertlippen bereiteten uns beinahe täglich Sorgen: Verschiedene Materialien und Klebstoffe wurden ausprobiert, von hoffentlich wasserfest bis garantiert wasserfest. Die Fertigungstechniken verbesserten sich von Schwertlippe zu Schwertlippe. Heute halten die Dinger bei entsprechend sorgfältiger Behandlung sehr lang, Jahre!
Wir benützen mit gutem Erfolg Nylon Folie (z.B. Bucher&Walt oder Duvoisin nautique: Breite 76 mm, Länge 150 cm, Bestellnummer BW 048), die mit Kontaktkleber (z.B. Migros) auf den Rumpf geklebt und nachher an den Rändern mit dünnem Klebeband (z.B. Scotch) gesichert wird (braunes Posttape eignet sich nicht, der Plastik löst sich bald vom Leim!).
Da die Nylonfolie relativ dünn und die Oberfläche absolut glatt ist, wird die Strömung kaum gestört und das Schwert nicht verkratzt. Andererseits kann sie durch Unvorsichtigkeit leicht knicken, was natürlich das Aus bedeutet. Kmicke passieren häufig beim Aufladen auf den Rolli oder beim Unterziehen der Unterwasserblache. Also Vorsicht! Vorbeugen ist besser als heilen...
Am Anfang haben wir die beiden Lippen ein paar Millimeter überlappen lassen. Das ergab eine optimale Dichtung. Der grosse Nachteil war aber, dass sich die beiden Ränder gegenseitig verkeilen, sich dabei beschädigten und schnell einmal einrissen.
Jetzt überlappen unsere Schwertlippen nicht mehr. Die Dichtung ist trotzdem sehr gut und die Ränder bleiben unverletzt.
Zuerst wird der Bereich, in dem die Schwertlippen aufgeklebt werden sollen, von altem Kleber befreit und angeschliffen. Bei neueren Booten ist dieser Bereich schon um Materialdicke versenkt.
Die 76 mm breite Nylonfolie wird mit eiem Cutter längs halbiert, dann an den ursprünglichen Aussenkanten mit Abdeckband wieder zusammen geklebt. Die von uns geschnittenen Kanten sind meistens nicht 100% gerade und für Verletzungen zu anfällig!
Zur besseren Haftung des Leims wird das Nylon ebenfalls angeschliffen, bis es gleichmässig matt ist.
Damit beim Ausklappen des Schwertes keine Knicke entstehen, darf die Folie nur bis 5mm an den Schwertschlitz heran geklebt werden. So kann sie sich mit einem Radius an das Schwert anschmiegen (Fig.1).
Es hat sich bewährt, die genaue Position der Schwertlippen mit Bleistift auf den Rumpf zu zeichnen. Vor dem Auftrag des Kontaktklebers deckt man am besten den Bereich, wo kein Leim sein sollte, mit Abdeckband ab (ausser man ist ein manischer Rubbler und liebt heisse Fingerbeeren). Vorne müssen die Schwertlippen ungefähr 10 cm länger sein als der Schwertschlitz, damit sie sich öffnen können ohne abzureissen. Das hintere Ende kann V-förmig eingeschnitten werden. So entsteht eine Öffnung, durch die der Schwertkasten teilweise gelenzt wird (Fig.2).
Der Kontaktkleber auf Folie und Rumpf muss gut trocknen. Es empfiehlt sich, allfälliges Abdeckband sofort nach dem Leimauftrag zu entfernen. Später besteht die Gefahr, dass der trockende Leim mit dem Abdeckband weggerissen wird.
Das Aufkleben gelingt am besten zu zweit. Es wird von vorne nach hinten gearbeitet. Sobald sich die zwei Leimflächen berührt haben, gibt es keine Korrekturmöglichkeit mehr! Also muss frühzeitiger Kontakt vermieden werden (Fig.3).
Man kann sich auch mit einem durchsichtigen, sauberen Plastikstreifen helfen, der auf den Leim auf dem Rumpf gelegt wird. Darauf kann die Schwertlippe ziemlich genau positioniert werden. Der Plastik klebt nicht, er lässt sich sorgfältig Stück für Stück herausziehen, während die zweite Person genau zielt und anpresst. Der Anfang ist am schwierigsten: Die Schwertlippe muss genau parallel zu den vorher eingezeichneten Linien aufgelegt werden, sonst kommt die ganze Sache schief. Etwas zu verschieben ist nachher unmöglich.
Erst das Anpressen bringt die endgültige hohe Festigkeit: also leber zuviel als zuwenig. Anschliessend kann überstehender Leim weggerubbelt und die Ränder mit dünnem, wasserfestem Tape abgeklebt werden. Fertig!
Hoffentlich übersteht das Werk den Sommer. Mit entsprechender Sorgfalt sollte dies kein Problem sein.
Häufig bleibt zwischen dem vorderen Schwertschlitzende und der Nase des senkrecht stehenden Schwertes eine Öffnung, wo noch Wasser einströmen kann. Wir haben mit einem Stück weichen Neopren, aus welchem die Schwertkontur ausgeschnitten ist, diesen Spalt dicht gemacht. Er ist mit Kontaktkleber im Schlitz festgeklebt (Fig.4). |
Falls die vor dem senkrechten Schwert zwangsläufig entstehende Öffnung der Schwertlippen stört, kann man diese mit einem Stück dünnem Gummi (z.B. Schlauch) überkleben. (Fig.5)
Das Stück ist so breit wie die Schwertlippen. In der Länge reicht es von zuvorderst gerade bis dort, wo das Schwert steht, wenn es senkrecht ist. Der Gummi wird nur an den Rändern auf etwa 2 cm mit Neoprenkleber auf die dort angeschliffene Schwertlippe geklebt und mit Tape (z.B. Scotch PVC Reparatur Tape) gesichert.