Fireball WM 2007 St. Moritz - Silvaplana23. August - 1. SeptemberEine WM im eigenen Land kommt nicht allzu häufig vor - das letzte Mal vor über 20 Jahren - zudem kamen die Titelverteidiger Moser / Moser aus den eigenen Reihen. Schaffte es die Schweiz, eine gute Fireball WM auf die Beine zu stellen? Jedenfalls gabs Sieger: Richard Estaugh / Rob Gardner (GBR) tragen nun die Krone ...
Ausgewählt für die WM 2007 wurde das wohl windsicherste Revier in der Schweiz: der Silvaplanersee im Engadin. Mit dem Segelclub St. Moritz war da ein geübter Organisator. Die Exotik der Bergwelt - nicht viele haben schon auf 1800m gesegelt und die imposante Bergkulisse - half bei der Promotion für den Anlass. Oder war es die jeweils verteilte Schokolade, die schliesslich 95 Fireballteams an die WM lockte, auf einen See, der in vielen Karten nicht einmal zu finden ist? Jedenfalls kamen die Briten, die nicht allzu gut auf 'Swiss conditions' zu sprechen sind, in Scharen. Sie stellten fast die Hälfte der Teilnehmer. Neben 20 Schweizer Booten hatten auch die Irländer eine grössere Gruppe zusammen. Die Flaggen von 13 Nationen hingen schliesslich an den Fahnenmasten: AUS, AUT, BEL, CAN, CZE, FRA, GBR, GER, IRL, ITA, NAM, SLO, SUI. 95 Fireballs an Land waren kein Problem. Beachmaster Stefi hatte die Masse in seiner unaufdringlichen, aber bestimmten Art immer im Griff. Im Bootpark war nach Abzug der anderen Klassen genügend Raum, das Einwassern ging jederzeit schnell und ohne zusätzliche Dirigenten über die Bühne. Die eigens aufgebaute Infrastruktur mit geheiztem Festzelt mit integriertem Regattabüro, Internet Corner und Garderoben genügte allen Ansprüchen. Die Vermessung der Boote im Vorzelt lief Dank guter Vorbereitung der Chefvermesserin Pam Johnson (GBR) und der tifigen Helfer wie am Schnürchen. Das Vorbuchen der Zeitfenster übers Internet hat sich bestens bewährt. Alpine Challenge / International Week An der dreitägigen 'Alpine Challenge / International Week' zur Vorbereitung der WM waren bereits 65 Teams am Start. Es wurde in einer Gruppe gesegelt. Sie begann bestens mit dem erwarteten Südwind um 20 Knoten. 3 Läufe gabs schon am ersten Tag. Von den SUI konnten sich Duvoisin / Grob und Moser / Moser gut in Szene setzen. Duvoisin / Grob übernahmen am Abend klar die Führung. Fireball Worlds Die grosse Zahl der Boote veranlasste Fireball International dazu, kurzfristig und unvorbereitet das ganze Programm auf Flottenrennen umzustellen - das erste Mal in der Fireball-Geschichte: zuerst 3 Tage Qualifikationsläufe in zwei Gruppen und nach dem Layday 2 Tage Finalläufe, geteilt in Gold- und Silberflotte. Das sorgte für einige Hektik unter den Organisatoren. Der grösste Schock kam am Vorabend der WM Eröffnung: Der Regattaorganisator des SC St. Moritz, Ronald Pieper, verstarb völlig unerwartet auf dem Regattaplatz an Herzversagen. Die Flaggen gingen auf halbmast. Am Eröffnungstag wehte der Maloja nur noch schwach und löchrig. Beide Qualifikationsgruppen segelten zwar je 2 Läufe, 3 davon mussten aber wegen knapper Zeit abgekürzt werden. Kein optimaler Auftakt! Duvoisin / Grob (SUI) konnten den 1. Lauf in der B-Gruppe gewinnen, Huber / Mauchle (SUI) wurden Dritte. Auch die übrigen SUI in dieser Gruppe fuhren stark. Vorne in der Gesamtwertung beider Gruppen lagen nach 2 Läufen Mc Farlane / Payne (AUS) auf dem gecharterten SUI 14752. Das Wetter hatte umgeschlagen. Gewitter und Dauerregen verhiessen am Dienstag nichts Gutes für den Wind. Am späteren Nachmittag lief Gruppe 1 zwar aus, ein Rennen kam aber wegen nun endgültig zusammenbrechendem Südwind nicht zustande. Rückstand aufs Programm: 4 Wettfahrten! Am Mittwoch hörte der Regen zum Glück auf und eher unerwartet kam segelbarer Südwestwind auf. Beide Qualifikationsgruppen schafften zwei weitere Rennen. Titelverteidiger Moser / Moser (SUI) holten einen Laufsieg, Duvoisin / Grob einen zweiten Rang, was beide in den Topten platzierte. Die weiteren Podestplätze des Tages gingen durchwegs an GBR-Teams. In der Gesamtwertung taten sich Horey / Thompson (GBR) hervor, die eine sehr solide Bilanz vorzuweisen hatten. Der Donnerstag war Layday. Ein Tag ohne Segeln. Wind gabs zum Glück auch nicht wirklich... Bis dahin zeigte das Engadin nicht, was man sich davon versprochen hatte. Es standen aber noch die zwei Finaltage an. Der Wetterbericht meldete mehr Sonne. Damit bestand auch Hoffnung auf Malojawind. Maximal je 3 Läufe hätten am Freitag gesegelt werden können. Am frühen Morgen wehte starker Nordwind vom Julier herab. Eher ungünstig für Regatten. Er blieb. Die Goldflotte wurde aufs Wasser geschickt und kurz nach elf startete das Feld. Der Wind fiel in heftigen Böen und äusserst drehend ein. Die Luvbojen waren so nah unter Land gesetzt, dass sie teilweise in der Flautenzone lagen. Die Annäherung war sehr schwierig. Nach knapp einstündigem Rennen stellte die Wettfahrtleitung fest, dass das Ziel für die Ersten nicht korrekt gesetzt war und schoss den Lauf ab. Die sofort anschliessend gestartete Wettfahrt im gleichen Stil konnte gewertet werden. Überragende Sieger wurden die bereits Führenden Horey / Thompson vor Mee / Wagstaff und Edwards / Potts (alle GBR). In den Topten waren ausschliesslich Briten zu finden. Der Nordwind blies immer noch am Samstagmorgen, jetzt quer zum See. Unmöglich für Wettfahrten. Erst kurz vor der letzten Startmöglichkeit um 15 Uhr hatte er sich in Längsachse stabilisiert. Bei 1-3 Bft. wurde in den letzten Minuten vor dem Zeitlimit unter Schwarzer Flagge gestartet. Es entwickelte sich ein spannendes Rennen mit vielen zum Teil erheblichen Positionswechseln. Horey / Thompson fuhren im Mittelfeld und schafften den Anschluss an die Spitze nicht, während sich die Briten Estaugh / Gardner, Mee / Wagstaff, Wade / Dunton und Edwards / Potts duellierten. Estaugh / Gardner querten die Ziellinie als Erste, schoben sich damit einen Punkt vor Horey / Thompson und schnappten ihnen den WM Titel in letzter Minute vor der Nase weg. Von den SUI landeten Liechti / Ernst als 6. ihr bestes Resultat, ebenso Baumgartner / Schärer als 9. Duvoisin / Grob und Moser / Moser kamen in dieser letzten Wettfahrt nicht zurecht und fielen mit den ersegelten Platzierungen in der Gesamtwertung knapp aus den Topten: Moser / Moser 11., ein Punkt vor Duvoisin / Grob. Für die Silberflotte reichte es nicht mehr für ein weiteres Rennen. Ihre WM ging nur über 5 Rennen. Bitter! Schade, dass das Engadinwetter nicht so wie gedacht mitspielte. Trotzdem, insgesamt wurden 11 Läufe gesegelt. Durch den Entscheid von Fireball International in zwei Gruppen zu starten, verdoppelte sich das vorgesehene Rennprogramm von 10 auf 20 Wettfahrten. Eine schiere Unmöglichkeit in 5 Tagen. Die Klasse hat entschieden, dass Flottenrennen in Zukunft nur ausnahmsweise bei beschränktem Platz angewendet werden sollte. Es gibt eindeutig zu viele Nachteile! Das Programm rund ums Segeln hat seinen Teil dazu beigetragen, dass der Anlass trotz der Tiefschläge bei den meisten Teilnehmenden gut angekommen ist. Ein Erfolg für die Organisatoren des SC St. Moritz und von Swiss Fireball. Grosser Dank gebührt den zahlreichen Helfern und den grosszügigen Sponsoren! Auszug WM Rangliste, Goldflotte 6 Läufe, Silberflotte 5 Läufe, 1 Streicher, 95 Boote
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